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Coronavirus an Luzerner Schulen: Neue Studie verunsichert Eltern

Eine neue US-Studie zeigt, dass Kinder ein höheres Ansteckungsrisiko darstellen als bisher gedacht. Gemäss der Untersuchung steckt jedes zweite positiv getestete Kind unter 12 weitere Familienmitglieder an. 

Forscher der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben in einer Studie herausgefunden, dass auch Kinder unter 12 Jahren bei positivem Corona-Test ein hohes Ansteckungsrisiko darstellen. In jedem zweiten Haushalt, in dem ein Kind an Corona erkrankte, wurde mindestens ein weiteres Familienmitglied angesteckt. Die Ansteckungsrate bei Kindern unter 12 lag bei 53 Prozent. Kinder zwischen 12 und 17 steckten weniger Familienmitglieder an: In rund 38 Prozent aller Fälle wurden Eltern oder Geschwister angesteckt. Das Ansteckungsrisiko sei am höchsten in den ersten fünf Tagen nach Symptombeginn.

Was bedeutet das für Luzerner Schulen?

Otto Kölbl forscht an der Uni Lausanne zu Corona und ist Mitglied der informellen Covid-19-Taskforce des deutschen Innenministeriums. Für ihn ist klar: «Das Coronavirus verbreitet sich an Primar- und Sekundarschulen massiv, dem wird viel zu wenig Beachtung geschenkt.» Er sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem Infektionsgeschehen an Schulen und dem Beginn der zweiten Corona-Welle in der Schweiz.

Aerosole: Schulzimmer ein gefährlicher Ort

Und auch Epidemiologin Olivia Keiser warnt im Interview mit dem Tagesanzeiger: «Wir müssen sofort die Maskenpflicht in den Schulen einführen, auch bei Primarschülern. Ich sehe keine andere Lösung.» Auch verschiedene asiatische Länder würden das so handhaben. Auch gute Lüftungskonzepte brauche es an den Schulen, um das Ansteckungsrisiko via Aerosole zu minimieren. Keiser weiter: «Ich weiss nicht, ob eine generelle Maskenpflicht an Schulen überhaupt noch reicht. Oder ob nicht doch teilweise Schulschliessungen nötig wären.»

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sagt im Interview mit 20 Minuten zum Übertragungsrisiko durch Kinder etwas anderes: «Kinder unter 12 Jahren werden meist von erwachsenen Personen mit dem neuen Coronavirus angesteckt. Sie selbst übertragen das Virus jedoch selten auf andere Personen. Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene tragen vermehrt zur Übertragung des Virus bei.»

Corona-Experte Prof. René Gottschalk entwarnt

Er hält Schulschliessungen während der Pandemie für unnötig. Gottschalk gegenüber der BILD-Zeitung: «Das Gesundheitsamt beobachtet und bewertet das Infektionsgeschehen an den Schulen kontinuierlich. Schulen sind keine wesentlichen Infektionsorte, da junge Schüler andere nur sehr selten anstecken. Die Schliessung ganzer Schulen ist aus infektiologischer Sicht allenfalls ausnahmsweise sinnvoll, z. B. dann, wenn es sich um eine kleine Schule handelt, keine Mund-Nasenbedeckung getragen wurde und man nicht sicher sagen kann, welche Kinder miteinander engen Kontakt hatten. Ebenso ist es zumeist nicht sinnvoll, eine ganze Klasse zu quarantänisieren.»