Radio Luzern - JETZT REINHÖREN!

Geldsegen: Luzerner Wissenschaftler erhält 172’000 Franken für Doktorarbeit über Gott

Gott – als das Sein selbst: Diese Idee wurde bereits vom altgriechischen Philosophen Platon entwickelt, wie sein Schüler Aristoteles berichtet. David Anzalone untersucht die Lesarten im Mittelalter – für sein Projekt hat er nun vom Nationalfonds einen sehr hohen Doc.CH-Beitrag erhalten.

In seiner Doktorarbeit «Plato as seen by Aristotle, as seen by Medieval Commentators on the Metaphysics between the 1230s and the 1350s» untersucht David Anzalone die mittelalterlichen Kommentare zur «Metaphysik».

Seit November 2019 ist David Anzalone Wissenschaftlicher Assistent für die Philosophische Professur der Theologischen Fakultät an der Universität Luzern. Seine hauptsächlichen Forschungsinteressen sind die Philosophie des Mittelalters und Religionsphilosophie, obwohl er sich auch stark mit der zeitgenössischen Analytischen Metaphysik beschäftigt.

Grosse Fragen zum Thema Gott

Was ist Gott für einen jüdischen, einen muslimischen und einen christlichen Philosophen? Auch wenn es womöglich erstaunen mag: Der Jude Philo von Alexandrien (um 15/10 v. Chr. bis nach 40 n. Chr.), der Muslim Avicenna (kurz vor 980–1037) und der Christ Thomas von Aquin (1224/25–1274) haben tatsächlich die Idee geteilt, dass Gott das Sein selbst ist. Aber wenn Gott das Sein ist, kann er dann gleichzeitig auch als eine Person aufgefasst werden? Denn eine Person ist in der Tat individuell und einzigartig, hingegen erscheint Sein als die universellste und allgemeinste aller Eigenschaften. Darum lautet die Frage: Ist der Gott der Philosophen – das Sein selbst – vereinbar mit dem persönlichen Gott der Torah, des Korans und des Evangeliums?

David Anzalone untersucht mittelalterliche Kommentare

In seiner Doktorarbeit «Plato as seen by Aristotle, as seen by Medieval Commentators on the Metaphysics between the 1230s and the 1350s» untersucht David Anzalone die mittelalterlichen Kommentare zur «Metaphysik». Damit will Anzalone, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Philosophie an der Theologischen Fakultät, mittelalterliche Lesearten von Aristoteles Interpretation der Philosophie Platons ans Licht bringen sowie ein Verständnis darüber gewinnen, ob die mittelalterlichen Kommentatoren eine Analogie sahen zwischen der Lehre von Gott als Sein selbst und der platonischen Identifikation vom Einen und Sein.

Fördersumme von rund 172’000 Franken

Die sogenannten Doc.CH-Beiträge des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) ermöglichen jungen Forschenden in der Schweiz, eine Dissertation zu einem selbstgewählten Thema zu verfassen. Für die Realisierung von David Anzalones Doktorarbeit wurde eine Fördersumme von rund 172’000 Franken gesprochen, mit welcher der Lohn sowie die Projektkosten während drei Jahren finanziert werden.