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Neue Freiheit in Luzern: Was der Notfallarzt zum Lockdown-Ende sagt

Endlich Schluss mit Lockdown! Auch Luzernerinnen und Luzerner freuen sich auf die neue Freiheit. Im Interview mit TCS MyMed sagt Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos (Inselspital), ob man nun beruhigt wieder ins Restaurant kann und was wie man sich in überfüllten Bussen verhält. Radio Lozärn mit einem Auszug des Interviews.

Prof. Dr. med. Aristomenis Exadaktylos ist Chefarzt und Direktor des Universitären Notfallzentrums am Inselspital und Co-Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin.

Schluss mit Homeoffice und zurück zur Normalität. Gehört die Ansteckungsgefahr nun zum Alltag?
Sie wird vermutlich ein Teil unseres Alltags werden, aber ich hoffe, dass es nicht «alltäglich» sein wird. Damit will ich sagen, dass wir nicht aufgeben sollten, wachsam zu sein und die Verbreitung dieses Virus zu bekämpfen.

Und wie soll man sich nun in wieder zunehmend überfüllten Zügen und Bussen verhalten?
Ich werde eine Maske tragen und mir vor und nach der Fahrt die Hände desinfizieren. Wer die Möglichkeit hat, die ÖV zu Stosszeiten zu meiden, sollte das vorläufig unbedingt versuchen.

Lehrpersonen machen sich Sorgen um deren Gesundheit in vollen Klassenzimmern. Die Kritik lautet: «Wir werden als Versuchskaninchen missbraucht.» Wie sehen Sie das?
Wir machen uns alle Sorgen, für uns alle wird der Alltag nach dem Lockdown ein grosses Experiment mit vielen Risiken. Die Schüler-Lehrer-Interaktion ist eine davon. Ich persönlich trete sehr dafür ein, dass gesundheitlich gefährdete Personen in dieser ersten Phase noch besonders geschützt werden sollten.

Auch Restaurants, Bars und Kneipen fahren den Betrieb wieder hoch. Kann man als Gast nun unbedenklich konsumieren oder könnte ein von einem hustenden Koch zubereitetes Essen gefährlich werden?
Auch früher konnte man nicht verhindern, dass «einem jemand in die Suppe spuckt». Wir werden einige Zeit brauchen, um zu verstehen, wie die Ansteckungsdynamik funktioniert.

Ein bekannter Virologe rät, ausser Haus kein Bier mehr aus Gläsern zu trinken. In Lokalen würden sich Kontakte mit Menschen schnell häufen und auch schlecht gespülte Gläser das Virus weitertragen. Also ab sofort nur noch Bier aus der Flasche?
Der Alkoholkonsum war noch nie ungefährlich. Aber die Kneipe um die Ecke und der Restaurantbesuch sind ein Kulturgut und gehören für viele von uns zum Leben dazu. So, wie sich unser Leben in den nächsten Monaten an die neue Wirklichkeit mit Covid-19 anpassen muss, wird sich auch unser Genuss einer «Stange» verändern. Die Hygienevorschriften werden sehr viel strenger sein als vorher. Das ist schon mal eine gute Nachricht.

Ein Blick in die Zukunft: In unserer Kultur sind in den meisten Fällen zwei bis drei Begrüssungsküsse üblich. Sollte man darauf nun verzichten?
Ja, für eine Weile sollte man darauf verzichten.

Der Bundesrat lockert Massnahmen per 11. Mai 2020

Der Präsenzunterricht in der obligatorischen Schule kann stattfinden. Einkaufsläden, Märkte, Museen, Bibliotheken und Restaurants dürfen unter strikter Einhaltung von Schutzkonzepten wieder öffnen. Der Bundesrat stuft die Situation in der Schweiz noch immer als ausserordentliche Lage ein.

Befolgen Sie weiterhin die Hygiene- und Verhaltensregeln. Denn das neue Coronavirus soll sich nicht wieder stärker verbreiten.