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Radio Lozärn fragt nach: Was passiert mit Hans Ernis wichtigstem Gemälde?

Nicht nur Kunstliebhaber wünschen sich längst, dass das Aluminium-Relief «Poseidon» vom im März 2015 mit 106 Jahren verstorbenen Jahrhundert-Künstler Hans Erni, endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Radio Lozärn fragte bei der Stadt Luzern nach.

Die Ausmasse des Werkes, welches von 1968 bis 2012 im städtischen Hallenbad in Luzern hing und seither in grossen Holzkisten in einem Keller lagert, sind eindrücklich: 15 mal 8 Meter, 5 Tonnen, gefertigt aus 120 Aluminiumstücken. Doch seit dem Abbau im Hallenbad (heute Neubad), ist das imposante Wandbild im Ruhestand.

Wie geht es weiter mit «Poseidon»? «Leider hat sich in der Angelegenheit noch immer nichts getan», sagt Verena Omlin von der Kulturförderung der Stadt Luzern, auf Anfrage von Radio Lozärn. «Man müsste eine geeignete riesige Wand dafür finden, dies ist gar nicht so einfach.» Ein weiterer Grund, warum das Werk noch immer in Kisten in einem Keller der Stadtverwaltung lagert, ist das Geld: Will man «Poseidon» aktivieren, so fallen Sanierungs- und Montagekosten in Höhe von mindestens 400 000 Franken an. Dafür hat man noch immer keinen Gönner gefunden.

Rehabilitation für Hans Erni

Zu Lebzeiten äusserte sich Erni oft zu diesem Bild, zuletzt bei der Demontage: «Dass dieses Werk in Kisten verpackt wird und in einem Keller verstaut, macht mich sehr traurig», sagte er gegenüber der Zeitung «Schweiz am Sonntag». «Ich hoffe und wünsche mir, es wird bald wieder aufgehängt.» Erni hatte viele Werke, doch der «Poseidon» lag ihm stets besonders am Herzen.

Nicht ohne Grund: 1968 erhielt Hans Erni von der Stadt Luzern den Auftrag, das Wandbild «Poseidon» zu malen, und das war für ihn eine Rehabilitation. Denn zuvor wurde Erni in der Schweiz 20 Jahre lang zur «Persona non grata» erklärt – weil er sich aktiv für Weltfrieden und Völkerverständigung einsetzte und mit dem Zürcher Kunsthistoriker Konrad Farner sympathisierte. Das brachte Hans Erni den Ruf eines Kommunisten und Landesverräters ein. Im Zuge der Fichenaffäre erhielt der Luzerner Künstler 1991 seine 36 Seiten umfassende Fiche.