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Säli und Steinhof: Corona-Ausbruch an Luzerner Schule und im Kindergarten

Das Corona-Infektionsgeschehen an Schulen und Kindergärten werde unterschätzt, sagt Otto Kölbl von der Uni Lausanne. Nun ist auch die Stadt Luzern betroffen und viele Eltern machen sich grosse Sorgen. Schliessungen wegen Corona an obligatorischen Schulen wären eigentlich Sache der Kantone, doch Regierungsrat Guido Graf (Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartementes) hat in diesem Fall wohl noch kein Handlungsbedarf für eine Schliessung gesehen.

Diese Tage kam ein Mail an die Eltern, dies von der Säli/Steinhof Schulleitung Judith Dörflinger und Roman Wettstein höchstpersönlich: «In den beiden Wochen seit den Herbstferien hat sich die Situation rund um die Corona-Pandemie stetig verändert. Nachdem im Schulhaus Säli zwei Klassen und mehrere Lehrpersonen zeitweise in Quarantäne weilten und das Schutzkonzept innert kurzer Zeit mehrmals angepasst wurde, haben wir entschieden, Sie von nun an beim Auftreten einer neuen Situation per Mail zu informieren.»

Ausriss aus dem Mail der Säli/Steinhof Schulleitung, von Judith Dörflinger und Roman Wettstein. Wann wurde Gesundheits-Direktor Guido Graf informiert? Bild: ZVG

Tragen Kinder das Virus nach Hause?

Radio Lozärn weiss: Am Säli Schulhaus in einer Primarklasse hat sich mindestens ein Kind nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt – wie Eltern berichten, wurden weitere Kinder trotz Symptomen wie Husten oder erhöhter Temperatur nicht getestet. Der Grund: Kinder hätten nur milde oder kaum Symptome und für sie sei das Virus nicht gefährlich. Doch was ist mit den Eltern? Viele von ihnen sind zum Teil älter und haben eine Vorerkrankung. Fatal ist: Viele Kinder die im Säli zur Schule gehen, haben jüngere Geschwister welche die Basisstufe inklusive den Kindergarten im Steinhof besuchen.

Und auch am Steinhof kursiert mittlerweile Husten und Schnupfen. Doch die Kleinsten dürfen gemäss aktuellen Richtlinien sogar mit Husten den Unterricht besuchen. Und so ist es eine Frage der Zeit, bis das Virus den Weg in die Familien findet. Eine Mutter die unerkannt bleiben will sagt gegenüber Radio Lozärn: «Viele Kinder am Säli husten. So kann es nicht weitergehen, Kinder und Eltern werden in Luzern nicht genug gut vor Corona geschützt. Der Kanton muss endlich handeln.»

Heute 30. Oktober berichtet auch das Online-Portal 20Minuten über die unterschätzte Gefährlichkeit. Otto Kölbl forscht an der Uni Lausanne zu Corona und ist Mitglied der informellen Covid-19-Taskforce des deutschen Innenministeriums. Für ihn ist klar: «Das Coronavirus verbreitet sich an Primar- und Sekundarschulen massiv, dem wird viel zu wenig Beachtung geschenkt.» Er sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem Infektionsgeschehen an Schulen und dem Beginn der zweiten Corona-Welle in der Schweiz.

Aerosole: Schulzimmer ein gefährlicher Ort

Und auch Epidemiologin Olivia Keiser warnt im Interview mit dem Tagesanzeiger: «Wir müssen sofort die Maskenpflicht in den Schulen einführen, auch bei Primarschülern. Ich sehe keine andere Lösung.» Auch verschiedene asiatische Länder würden das so handhaben. Auch gute Lüftungskonzepte brauche es an den Schulen, um das Ansteckungsrisiko via Aerosole zu minimieren. Keiser weiter: «Ich weiss nicht, ob eine generelle Maskenpflicht an Schulen überhaupt noch reicht. Oder ob nicht doch teilweise Schulschliessungen nötig wären.»