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Studie lässt «Mr. Corona» Daniel Koch lächerlich aussehen: Wann steht der ehemalige Bundesbeamte zu seiner Masken-Fehleinschätzung?

Damals im März 2020, als die Zahl der Ansteckungen mit Covid-19 sprunghaft anstieg, riet Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG): Gesunde Menschen sollten keine Gesichtsmasken tragen. Masken seien nur für Erkrankte, Personen, die sich um Kranke kümmern oder solche in Risikogruppen. Daniel Koch, damaliger Delegierter des BAG für Covid-19 erklärte: «Die Bevölkerung kann sich mit Masken nicht wirksam schützen.» Das war eine krasse Fehleinschätzung.

Daniel Koch: «Ich würde genau gleich kommunizieren. Die Maskenfrage wurde von Anfang an überbewertet.» Bild: Screenshot SRF.

Mittlerweile ist Koch mit einer eigenen Firma als Corona-Berater aktiv. Und im Interview mit Blick stand er selbst im Juli noch immer zu seiner ursprünglichen Mahnung, Masken würden nichts bringen: «Ich würde genau gleich kommunizieren. Die Maskenfrage wurde von Anfang an überbewertet. Es gilt heute noch dasselbe wie vor drei Monaten: Distanz halten ist wichtiger als eine Maske zu tragen. Und Maskentragen führt eher dazu, dass man nicht mehr Abstand hält.»

Schweizer wurden angelogen

Nun zeigt sich definitiv: Das war eine krasse Fehleinschätzung. Forscher in Berlin gehen dem Thema Ansteckung genauer nach. Martin Kriegel vom Hermann-Rietschel-Institut an der TU Berlin und seine Kollegin Anne Hartmann haben berechnet, wie hoch das Infektionsrisiko über Aerosole in geschlossenen Räumen ist – und unterschiedliche Räumlichkeiten miteinander verglichen. Aus den Berechnungen geht unter anderem hervor, wie wichtig Masken und Abstand halten sind. 

Einige Beispiele dazu: In einer Primarschule mit voller Belegung ohne Masken ist das Risiko, sich mit Sars-CoV-2 anzustecken 23-mal so hoch wie in einem Theater, das zu 30 Prozent belegt ist und in dem die Zuschauer Masken tragen. Reduziert man die Schüler auf die Hälfte und führt eine Maskenpflicht ein, sinkt das Risiko von einem 11,5-fachen Ansteckungsrisiko auf das 2,9-fache Risiko. Durch das Tragen von Masken oder die Belüftung der Räume kann die Aerosolmenge in der Luft beeinflusst werden. Mit einem medizinischen Mund-Nasen-Schutz etwa kann der Aerosolausstoss und die eingeatmete Menge der Studie zufolge um rund 50 Prozent reduziert werden. Mehr Details erfahren Sie hier.

Koch zweifelt auch an ansteckenderer Mutation

Nun mischt sich Ur-«Mr. Corona» auch noch in die Mutations-Debatte ein. Daniel Koch glaubt nicht, dass die britische Variante des Coronavirus sehr viel ansteckender ist. «Das Virus wird sich immer verändern», hält der seit kurzem pensionierte Beamte in Stefan Büssers Podcast «Hockdown» fest. Das besage bereits die Evolutionstheorie. Wie stark eine Änderung der Ansteckungsfähigkeit aber ist, sei «sehr schwer zu messen.»