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Ein Luzerner Haus, das für alle zugänglich ist

Der Entwurf für das Neue Luzerner Theater konzentriert sich auf zwei wesentliche Punkte: Bewahrung und Weiterführung der Identität des Theaters als Teil des städtischen Lebens und Schaffung eines offenen und lebendigen Ortes.

Von welchen Überlegungen liessen sich die Sieger des Wettbewerbs für ein Neues Luzerner Theater leiten? Die Architekten Andreas Ilg und Marcel Santer haben das Wort:

Als wir uns an den Entwurf für den Architekturwettbewerb machten, stand im Vordergrund, an einem derart bedeutenden Standort eine Lösung für ein neues Theater zu erarbeiten, welche die Geschichte des Ortes respektiert und gleichzeitig in die Zukunft führt: Das jetzige Theatergebäude von 1839 soll als identitätsstiftender Bau erhalten bleiben, an dem mit einer Erweiterung weitergebaut wird. Unser Entwurf gliedert die Hauptfassade des Neuen Luzerner Theaters in drei giebelständige Volumina – Altbau, schwebender mittlerer Saal und vorspringender Bühnenturm. Diese Gliederung haben wir gewählt, um einen Kontext zum Stadtraum und eine Integration in die kleinteilige bestehende Dachlandschaft zu schaffen.

Dabei war uns wichtig, die neuen Volumina kleiner als die Fassade der Jesuitenkirche zu gestalten, damit sich das neue Theater gegenüber der Kirche zurückhaltend zeigt. In der Flucht der Bahnhofstrasse bleibt die Sicht auf die Türme frei. Die Fassade zum Kirchenschiff haben wir im Entwurf zudem um ein Geschoss reduziert und leicht abgerückt, um auf die Lichtsituation im Kirchenraum zu reagieren.

Es gibt einen weiteren gewichtigen Grund für den Erhalt: Im Altbau kann ein Drittel des oberirdischen Volumens des neuen Theaters aufgenommen werden. Mit dem Erhalt der bestehenden Bausubstanz und dem Einsatz neuer Baumaterialien können die graue Energie und die Treibhausgasemissionen entsprechend reduziert werden.

Ein Ort für urbanes Leben

Wir wollten auch eine räumliche Situation rund um das Neue Luzerner Theater schaffen, die im Rahmen des vorgegebenen Raumprogramms einen klaren öffentlichen Raum entstehen lässt und zudem das Projekt der neuen Bahnhofstrasse miteinbezieht. Dieses erweitert die bedeutende Geschichte der Luzerner Quaianlagen als öffentliche Bühnen, welche sich mit ihren Kastanienreihen um das Seebecken ausdehnen und die Möglichkeit zum Flanieren oder einfach Raum für urbanes Leben bieten. Sie sind Teil unserer Gestaltungsidee, die das neue Theater innen und aussen verbindet.

Die Verfassenden des Siegerprojekts
Die Verfassenden des Siegerprojekts «überall» (v. l. n. r.): Wilhelm Falk, Andreas Ilg, Vesna Petrovic, Marcel Santer von Ilg Santer Architekten.

Der Altbau und die beiden grossen Säle öffnen sich zum Reussufer und binden den Aussenraum in das Theater ein. Im Theater selber wird als sozialer Treffpunkt ein neuer gedeckter öffentlicher Raum geschaffen. Eine wichtige Rolle übernehmen auch die grossen Stadtfenster des neuen mittleren Saales und des neuen Bühnenturms: Sie tragen das Geschehen aus dem Inneren in den Aussenraum und öffnen das Theater zur Stadt.

Ein offenes und lebendiges Haus für alle

Als Haus des 21. Jahrhunderts soll das neue Theater keine elitäre Institution sein, sondern ein Haus für alle. Bei der Konzeption der Innenräume war dies unser Leitmotiv. Der Zuschauerraum des alten Stadttheaters wird damit als vertikales Foyer das Herz des neuen Theaters. Die Säle verteilen sich entlang dieser inneren Raumfolge, Alt und Neu mischen sich. Der grosse Saal im Erdgeschoss, der mittlere Saal auf der Dachebene und der kleine Saal im bestehenden Bühnenraum bespielen das ganze Haus. Der Saal mit den Hinter- und Seitenbühnen und dem Foyer kann zu einer zusammenhängenden und multifunktional bespielbaren Fläche transformiert werden.

So wird der klassische Rahmen des Sprech- und Musiktheaters gesprengt und neue Nutzungsformen werden möglich gemacht – damit soll das neue Theater ein wesentlicher Bestandteil des kulturellen Lebens in Luzern werden.