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Alte Traditionen zum Jahresende in Luzern und Umgebung

Die Weihnachtszeit in der Innerschweiz ist eine Periode voller einzigartiger Bräuche, die tief in der lokalen Kultur verwurzelt sind. Diese Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, verleihen der festlichen Zeit eine besondere Atmosphäre und prägen das Weihnachtserlebnis in Luzern und der umliegenden Region.

Einige der schönsten Traditionen haben wir hier für Sie zusammengetragen.

Klausjagen in Küssnacht am Rigi

Ein Höhepunkt der Adventszeit ist das Klausjagen in Küssnacht am Rigi, das am Vorabend des St. Nikolaustages, also am 5. Dezember nach Einbruch der Dunkelheit stattfindet. Dieser eindrucksvolle Umzug gehört zu den spektakulärsten Nikolausbräuchen in Europa und zieht jedes Jahr Tausende von Besuchern an. Los geht es genau 20.15 Uhr mit einem dröhnenden Böllerschuss. Die Gespräche verstummen, die Lichter gehen aus. Ein Jubelschrei ist zu vernehmen.

Die Teilnehmer ziehen mit grossen, beleuchteten Bischofshüten, den sogenannten „Iffelen“ oder „Infuln“, durch die Straßen. Dabei handelt es sich um kunstvoll gestaltete, hohe Kopfbedeckungen aus Papier oder anderen leichten Materialien, die mit Kerzen oder elektrischen Lichtern beleuchtet werden. Sie sind beeindruckend anzusehen und symbolisieren mit ihrer Form die Bischofsmütze. Begleitet wird der Umzug von den Klängen von Glocken und Hörnern. Rund 30‘000 Zuschauer wohnen jedes Jahr diesem Spektakel bei und spenden Applaus. Samichlaus und Schmutzli folgen und den Abschluss bilden Hörner mit einem unheimlichen Ruf. Der Klausumzug in Küssnacht am Rigi dürfte der imposanteste weltweit sein.

Der Hintergrund dieses Brauchs liegt im Dunklen. Es wird vermutet, dass es sich um einen uralten heidnischen Brauch handelt und unsere Ahnen auf diese Weise durch Lärm Dämonen vertreiben wollten. Das Klausjagen, wie wir es heute noch kennen, soll erstmals im Jahre 1928 stattgefunden haben.

©Videoquelle Youtube / Franz Hess

Sternsingen in Luzern

In der malerischen Altstadt Luzerns kündigt das berührende „Stille Nacht, heilige Nacht“ der Sternsinger der Luzerner Spielleute die nahende Weihnachtszeit an. Dieser Brauch, der am Wochenende vor Weihnachten zelebriert wird, wird seit 1938 von den Luzerner Spielleuten mit Hingabe wiederbelebt. Die Prozession, bestehend aus etwa 140 Mitgliedern, wird vom Träger des Adventskranzes und einem Chor angeführt, gefolgt vom Stern und den Heiligen Drei Königen samt ihren Lichtträgern. Maria, das Jesuskind und Josef sowie Hirten und Schafen sind selbstverständlich mit dabei. Auf drei Plätzen der Altstadt führen sie im Anschluss das Weihnachtsspiel auf.

Das Sternsingen hat seine Wurzeln bereits im 10. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurden die komplexen lateinischen Kirchentexte mithilfe von Theater und Gesang ausserhalb der Kirche von Kloster- und Stiftschülern veranschaulicht. Die Bevölkerung zeigte ihre Wertschätzung durch kleine Geschenke. Diese Praxis lockte mit der Zeit auch weniger wohlgesinnte Personen an, die in der Hoffnung auf finanziellen Gewinn zu singen begannen. Dies führte zu Exzessen, Auseinandersetzungen und Streitigkeiten, woraufhin die Obrigkeit eingreifen musste.

Bis 1825 war das Sternsingen eine Tradition der Luzerner Hofgeissen, Schülern des Stifts im Hof. Danach geriet der Brauch in Vergessenheit, bis die Spielleute 1938 diese Tradition neu belebten. Seitdem entfachen Sie die Vorfreude auf Weihnachten jedes Jahr aufs Neue.

Dieser Brauch, der am Wochenende vor Weihnachten zelebriert wird, wird seit 1938 von den Luzerner Spielleuten mit Hingabe wiederbelebt.

St. Nikolaus Umzüge und Besuche in Nidwalden

Obwohl der Samichlaus überall in der Schweiz die Kinder besucht, wird der St. Nikolaus Brauch im Kanton Nidwalden besonders gelebt: Die Ein- und Auszüge der Samichläuse sind lokal geprägt ist, aber immer werden sie von Trychlergruppen begleitet. In Beckenried kennt man die Iffelenträger, in Stans die Geiggelfiguren – so hat jeder Ort Traditionen, die er pflegt. Natürlich wird der Samichlaus vom Schmutzli begleitet und bringt Süssigkeiten, Lebkuchen, Mandarinen und Nüsse mit.

©Videoquelle Youtube / Nidwalden Tourismus

Greiflet und Waldhexen

Auch im Kanton Schwyz, besser gesagt im inneren Teil des Kantons, kennt man einen uralten Brauch, der bis heute gepflegt wird. Greiflet ist ein lautstarkes Narrentreiben, welches im Dezember 1599 sowie im März 1840 verboten wurde. Aber sie kamen immer wieder zurück. Es handelt sich um Lärmumzüge, die jeweils am Dreikönigstag stattfanden und noch heute stattfinden. Männer ziehen mit Trychlen durch die Gassen zum Dorfplatz und lassen zudem Peitschen knallen. Und der Hintergrund der lärmigen Umzüge? Die Überlieferung nach soll zumindest in Brunnen der Lärm zwei Waldhexen gegolten haben, die im Wasiwald gelebt haben sollen. Wer nicht nur die Greifler, sondern auch die Hexen sehen möchte, kann diese am ersten Fasnachtstag in Brunnen antreffen, denn dann sind sie mit Holzmasken und Besen dort unterwegs.

Greiflet ist ein lautstarkes Narrentreiben, welches im Dezember 1599 sowie im März 1840 verboten wurde. Aber sie kamen immer wieder zurück.

Silvesterschwimmen in der Reuss

Hierbei handelt es sich zwar nicht um einen sehr alten Brauch, aber immerhin über vier Jahrzehnte kennt man das Silvesterschwimmen bereits. Für „Gfröörlis“ ist das allerdings nichts, denn nicht nur die Lufttemperaturen sind am 31. Dezember eisig, der Fluss ist es auch. Der Traditionsanlass ist zufällig entstanden. Ursprünglich wollte die Sektion Luzern der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) mit einem Sprung von der Seebrücke in die Reuss darauf aufmerksam machen, dass sie weitere Mitglieder suchen. Diese Aktion bekam viel Aufmerksamkeit und so findet nun jeweils am letzten Tag des Jahres das Silvesterschwimmen statt, das bis zu 25 Teilnehmer und ganz viele Schaulustige anlockt.

Hierbei handelt es sich zwar nicht um einen sehr alten Brauch, aber immerhin über vier Jahrzehnte kennt man das Silvesterschwimmen bereits.

In den Dörfer in der Zentralschweiz gibt es zahlreiche weitere, liebenswerte Bräuche in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel. Diese sind meist nur lokal bekannt und werden von Vereinen am Leben gehalten.