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Der wahre Wert des Analogen

Die digitale Revolution – sie steht für Geschwindigkeit, ausgezeichnete Konnektivität und unbegrenzte Möglichkeiten. Wer würde heute noch einen Brief schreiben, wo doch die E-Mail binnen weniger Sekunden am anderen Ende der Welt ankommt und wer wartet auf Postkarten, wenn man doch ohnehin anhand der sozialen Medien genau verfolgen kann, wo sich der Reisende aufhält, welche vermeintlichen Abenteuer erlebt werden und nicht zuletzt, was verspeist wird?

Das Analoge und Altgediente scheint kaum mehr einen Platz in der Welt zu haben. Schneller denn je verändert sich alles auf dieser Welt und was heute noch greifbar ist, das verschwindet vielleicht morgen schon in den Untiefen des Digitalen. Doch ist wirklich alles Analoge aus der Welt verschwunden oder ist im Begriff, durch seine moderne Variante ersetzt zu werden? Im Angesicht von praktischen Online-Drogerien, Dating-Apps und virtuellen Arztbesuchen könnte man schon meinen, dass es fast so weit ist.
Doch glücklicherweise ist dem nicht so, denn so praktisch und schnell das Digitale auch sein mag, so kalt und fremd wirkt es auch. Während das Analoge mehrere Sinne anspricht und die Wahrnehmung vor eine Herausforderung stellt, geht es beim Digitalen vor allem um die Informationsvermittlung. Diese These lässt sich an gut an zwei Beispielen erörtern. Zum einen wäre da das Buch, dem ein Artikel auf einem Bildschirm gegenübergestellt wird. Das Buch hat ein Gewicht, wenn es in Leinen gebunden ist, so fühlt es sich rau an und beim Lösen verströmen die Seiten einen eindeutigen Geruch nach frischer Druckerschwärze. Mehrere Sinne fühlen sich beim Lesen eines Buches angesprochen, jede Seite ist für immer mit dem für sie bestimmten Text verbunden. Auf dem Bildschirm ist der Text ein blosser Platzhalter, der im nächsten Moment schon wieder vom nächsten Inhalt abgelöst wird. Das Digitale scheint kein Mass und Ziel zu haben.

Das zweite Beispiel bezieht sich auf die Uhrzeit. Wer wissen möchte, wie spät es ist und aufgrund dessen einen Blick auf sein Smartphone wirft, der hat binnen kurzer Zeit die nötige Information und den Hunger danach gestillt. Doch wie lässt sich das mit dem Ablesen der Uhrzeit von einer handgefertigten mechanischen Uhr vergleichen? Wer hat sich als Besitzer einer solchen Uhr nicht schon einmal dabei ertappt, wie der Blick etwas länger als nötig auf der Armbanduhr hängen geblieben ist, weil diese in ihrer Perfektion eine solche Faszination auf einen ausübt? Kenner, die zertifizierte Luxusuhren online kaufen, tun das, weil sie die Geschichte hinter einer Uhr, das Handwerk, die Entwicklung und die Machart wertschätzen. Das Analoge, in all seiner Schönheit und seiner genussvollen Langsamkeit kulminiert in der Luxusuhr aus der Manufaktur.

Wahre Wertschätzung ist greifbar

Der Liebesbrief, der seit Jahren in einer Schublade verweilt und an die Jugend erinnert oder etwas Gebasteltes von einem seiner Kinder – der Wert derartiger manifestierter Erinnerungen ist unschätzbar.

Analoge Güter, auch wenn sie veraltet oder fast aus der Zeit gefallen scheinen, schärfen die Sinne und vermitteln, was wahrer Wert bedeutet. Pixel oder binärer Code sind nicht mit den Händen zu greifen und auch wenn das Digitale dauerhaft den Versuch unternimmt, etwas Begreifbares darzustellen, sodass es vom Menschen gelesen werden kann, so bleibt es immer nur ein Imitat. Und wer gibt sich schon gerne mit Imitaten zufrieden?