Die Luzerner Polizei steht vor einem wegweisenden Umbau
Mit der Organisationsentwicklung 2030 sollen das Korps um total 118 Stellen aufgestockt und die Strukturen sowie Prozesse vereinfacht werden. Die Hauptziele der Reorganisation sind die effiziente Bekämpfung der Kriminalität, hohe präventive Präsenz im öffentlichen Raum sowie der Ausbau der bevölkerungsnahen Polizeiarbeit.
«Die hohe Lebensqualität und der Wohlstand im Kanton Luzern kommen nicht von ungefähr», sagt Sicherheitsdirektor Paul Winiker. «Die Garantie von öffentlicher Sicherheit und Ordnung sowie die Rechtssicherheit sind wesentliche Standort- und Wirtschaftsfaktoren, die den Kanton Luzern für Leben und Arbeit attraktiv machen.» Die Luzerner Polizei hat den politischen Auftrag, mit ihren Ressourcen für die objektive und subjektive Sicherheit der Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Luzern zu sorgen.
Belastung des Korps nimmt anhaltend zu
Eine umfassende Umwelt- und Unternehmensanalyse der Luzerner Polizei kommt zum Schluss, dass in den kommenden Jahren eine erhebliche Aufstockung des Polizeikorps dringend notwendig wird. Einer der Hauptgründe ist das stetige Bevölkerungswachstum von rund einem Prozent pro Jahr. Aufgrund des anhaltenden Zuwachses verschlechtert sich die Polizeidichte im Kanton zunehmend. Ein Ende dieser demographischen Entwicklung ist nicht absehbar.
Im Gegenteil: Gemäss einem mittlerem Berechnungsszenario von LUSTAT Luzern Statistik wird bis 2030 ein Bevölkerungswachstum von 8,6 Prozent und bis 2040 gar eine Zunahme um 14,5 Prozent erwartet. Parallel dazu wachsen auch der Bestand an Motorfahrzeugen und damit das Verkehrsaufkommen Jahr für Jahr an. Mit der weiteren Verstädterung, dem Wertewandel in der Gesellschaft und dem Trend hin zu einer 24-Stunden-Gesellschaft ist die Belastung des öffentlichen Raums markant gestiegen. Damit nehmen auch das Konfliktpotenzial und negative Begleiterscheinungen wie etwa steigender Vandalismus, Sachbeschädigungen oder Ruhestörungen, Drogen- und übermässiger Alkoholkonsum zu.
Die wachsende Dichte der Ereignisse einerseits und die hohe Präsenz bei Anlässen im öffentlichen Raum andererseits lassen auch die Belastung für die Mitarbeitenden der uniformierten Polizei ansteigen. Gleiches gilt für die Kriminalpolizei. Seit einigen Jahren beobachtet man eine Zunahme der komplexen Fälle, die einen hohen Ermittlungsaufwand und interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordern. Insbesondere in den Bereichen der Organisierten Kriminalität, des Menschenhandels sowie der Cyber- und Wirtschaftskriminalität stellt die Polizei eine steigende Professionalisierung fest, welche die Anforderungen an die Ermittlungsarbeit laufend erhöht.
Bestandeserhöhung bei Uniform- und Kriminalpolizei
Aufgrund der zunehmenden Herausforderungen an die Präsenz und die Ermittlungstätigkeit sowie in Anbetracht der prognostizierten Entwicklungen ist ein Ausbau des Personalbestands der Luzerner Polizei unumgänglich. Der Bedarf ist mit 118 Vollzeitstellen ausgewiesen, wobei die uniformierte Sicherheits- und Verkehrspolizei mit 66 Stellen den grössten Anteil erhalten soll. Die Kriminalpolizei soll um 36 Stellen ausgebaut werden und interne Leistungen sowie Querschnittsaufgaben wie etwa Technik und Logistik oder Planung und Einsatz sollen mit 16 Stellen verstärkt werden.
60 Prozent der ausgewiesenen Aufstockung – 40 Stellen – für die uniformierte Polizei werden in den ländlichen Polizeiregionen geschaffen. Das bedeutet beispielsweise für die Polizeiregionen Entlebuch und Sursee eine Bestandeszunahme um fast 30 Prozent, für die Polizeiregion Willisau einen Zuwachs von 23 Prozent. Je zwölf Stellen erhalten zusätzlich die Verkehrspolizei sowie die Polizeiregion Stadt Luzern, wo insbesondere der Einsatzzug CityPlus gestärkt wird.
Dies sind Stellen, die direkten Kontakt mit der Bevölkerung pflegen – sei es auf der Strasse, im Kontakt mit Behörden oder in der Beratung und Prävention. Die Hauptstossrichtung der Organisationsentwicklung geht in die Richtung, mehr präventive Präsenz durch eine gesteigerte Dichte an Patrouillen in allen Teilen des Kantons und zu jeder Tageszeit zu erzielen. Mit dieser Massnahme sollen insbesondere die ländlichen Teile des Kantons von den kürzeren Interventionszeiten bei dringlichen Einsätzen und beispielsweise von der intensiveren Überwachung von Schulwegen profitieren.
Schwerpunkt bevölkerungsnahe Polizeiarbeit
«Es ist besser in mobile Mitarbeitende zu investieren, als in leerstehende Büroräumlichkeiten», sagt Regierungsrat Paul Winiker zu den Vorschlägen der Polizei, das Postennetz zugunsten einer flexiblen bürgernahen Organisation zu verschlanken. Der Planungsbericht schlägt vor, von den heute 31 Polizeiposten jene Kleinposten zu schliessen, welche der Bevölkerung nur mit eingeschränkten Öffnungszeiten zur Verfügung stehen.
«Dabei geht es primär darum, die freiwerdenden personellen Ressourcen weiterhin in der jeweiligen Polizeiregion einzusetzen, damit Behörden und Bevölkerung auch künftig ihre bekannten Ansprechpartner behalten», sagt der Sicherheitsdirektor. Die somit gestärkten Regionenposten würden demnach neben den ausgedehnten Öffnungszeiten die gleichen Dienstleistungen wie zuvor anbieten, könnten aber die Polizistinnen und Polizisten flexibler zugunsten der bevölkerungsnahen Polizeiarbeit einsetzen. Paul Winiker: «Diese Form der Polizeiarbeit ist im Verbund mit der erhöhten Patrouillentätigkeit ein klarer Schwerpunkt der Organisationsentwicklung.»