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Glanzresultat für Jus-Studierende der Universität Luzern

Am Willem C. Vis Moot erhielten sie eine «Honourable Mention». Damit knüpft das Team an die bisherigen Luzerner Erfolge an diesem internationalen Studierenden-Wettbewerb an.

Seit vergangenem Herbst hatten sich die Studierenden intensiv mit einem fiktiven Schiedsfall beschäftigt. In der schriftlichen Phase erarbeitete das Team bestehend aus Elias Aliverti, Nico Blumer, Jacqueline Temperli und Barbara Zweifel Moro Lopes Rechtsschriften sowohl für die Klägerin als auch für den Beklagten. Anschliessend lernten die Studierenden, die Standpunkte der jeweiligen Parteien in mündlichen Plädoyers zu verteidigen. Die gesamte Vorbereitung wie auch der Wettbewerb wurden auf Englisch durchgeführt. Die Bemühungen haben sich ausbezahlt: Die Luzerner Klageschrift wurde unter den besten 20 der 398 teilnehmenden Teams aus aller Welt bewertet und mit einer sogenannten Honourable Mention prämiert.

Der Mangelverdacht als Mangel

Der Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot, so der vollständige Name des Wettbewerbs, ist die grösste und wohl bekannteste Moot-Veranstaltung der Welt. Angehende Juristen und Juristinnen gewinnen dabei Einblicke in die internationale Schiedsgerichtsbarkeit und in das internationale Handelsrecht. Die Fälle des Vis Moot basieren auf aktuellen Themen, die auch den juristischen Alltag beeinflussen.

Dieses Jahr beschäftigten sich die Studierenden mit der Frage, ob der Verdacht eines Mangels bereits selbst einen Mangel darstellen kann. Die Klägerin, eine Expertin im Bau und Betrieb von Wasserkraftwerken, wurde vom Beklagten mit zwei Wasserturbinen beliefert. Kurz nach Inbetriebnahme der Turbinen folgte jedoch die böse Überraschung: Ein Lieferant des Beklagten war in einen Fälschungsskandal involviert. Anhand gefälschter Qualitätszertifikate soll Stahl mangelnder Qualität geliefert worden sein.

Eine Untersuchung der Turbinen

Die Gretchenfrage für die Klägerin: Hat der Beklagte qualitätskonforme Turbinen geliefert? Die Qualitätszertifikate verloren ihre Beweiskraft. Eine Untersuchung der Turbinen und die damit einhergehende Unterbrechung der Stromproduktion sei, so die Klägerin, untragbar. Gestützt auf den Fälschungsskandal machte die Klägerin einen Mangel der Turbinen geltend und verlangte die sofortige Ersatzlieferung neuer Turbinen. Kann jedoch ein Mangelverdacht bereits einen Mangel begründen und damit eine Ersatzlieferung rechtfertigen? Diese und weitere Fragen hatten die Studierenden zu beantworten.

Plädoyers über Videokonferenz

Unter der Leitung von Prof. Dr. Daniel Girsberger und Rechtsanwalt Daniele Favalli sowie den Coaches Philipp Anton Burri und Jeremias Wartmann hatte das Luzerner Vis-Moot-Team eine Klageschrift und eine Klageantwort verfasst. Für die Vorbereitung der Plädoyers war das Team an Pre-Moots in Tiflis und Edinburgh gereist. Zudem konnte das Team die Parteien in verschiedenen fiktiven Schiedsverhandlungen bei Probeläufen in Schweizer Anwaltskanzleien vertreten und von zahlreichem Feedback erfahrener Anwältinnen und Anwälte profitieren. Normalerweise finden die Finalrunden in der Woche vor Ostern in Wien statt. Dieses Jahr wurden aufgrund der Covid-19-Pandemie die Schiedsverhandlungen über eine Videokonferenz-Plattform abgehalten.