Radio Luzern - JETZT REINHÖREN!

Luzern: Was tun mit leerstehenden Erdgeschossen?

Immer mehr Ladenräume in Innenstädten stehen leer. Was lässt sich aus diesen ungenutzten Erdgeschossen machen, um einer Verödung der Zentren entgegenzuwirken? Dieser Frage ist das Symposium «Hybrid Space – Funktionswandel im städtischen Erdgeschoss» in Luzern nachgegangen.

Der Detailhandel verschiebt sich vermehrt in den digitalen Raum. Der Lockdown während der Corona-Pandemie hat diese Entwicklung verstärkt und die Branche rechnet nicht damit, dass sich der stationäre Handel davon erholen wird. In der Folge sind leerstehende Ladenflächen allgegenwärtig und nehmen insbesondere in Innenstädten stetig zu. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach zentrumsnahen Wohnungen und die Forderung nach Verdichtung der Städte. Diese Entwicklung in den Innenstädten wird schon seit etwa 10 Jahren nicht nur in der Schweiz, sondern europaweit beobachtet. Die Angst vor der Verödung der Innenstädte oder eines Quartiers durch die leerstehenden Erdgeschosse ist gross, denn in einer vernachlässigten Stadt machen auch die verbleibenden Läden weniger Umsatz.

Die Zeit der grossflächigen Läden scheint vorbei zu sein. Eine Antwort darauf wäre, die Überlagerung verschiedener Nutzungen wie Café, Manufaktur, Verkauf und sogar Wohnen auf einer Fläche zu vereinen.

Potenzial für andere Nutzungen

Das Symposium «Hybrid Space – Funktionswandel im städtischen Erdgeschoss» beschäftigte sich mit der Frage, wie die leerstehenden Ladenräume auf bereichernde Weise genützt werden können. Ausgangspunkt für das Symposium der Institute Innenarchitektur sowie Betriebs- und Regionalökonomie der Hochschule Luzern war ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Hochschule Luzern unter der Leitung des Kompetenzzentrums Innenarchitektur, das sich mit den Nutzungsmöglichkeiten von leerstehenden Erdgeschossen am Beispiel der Stadt Luzern beschäftigte. Die Referentinnen und Referenten beleuchteten die Thematik sowohl aus der Perspektive des Innenraums und der Nutzung als auch aus Sicht der Regionalökonomie. Die Vorträge zeigten auf, unter welchen Bedingungen leerstehende Ladenflächen grosses Potenzial für andere Nutzungen haben.

Café, Manufaktur und Wohnraum in einem?

An drei parallelen Roundtables wurden konkrete Fragestellungen zu den Thesen aus dem Forschungsprojekt mit eingeladenen Gästen und den Teilnehmenden des Symposiums diskutiert. Dabei ging es vor allem um die Frage, was eine innovative Umnutzung der städtischen Erdgeschosse bedeutet und was eine lebenswerte Stadt ausmacht. Die Kurzantwort: eine menschenfreundliche Stadt. Das physische und zwischenmenschliche Erleben in der Stadt ist und bleibt ein besonderes Bedürfnis. Das Erleben von Diversität und ein gelungener Nutzungsmix sind dabei zentrale Faktoren.

Die Zeit der grossflächigen Läden scheint vorbei zu sein. Eine Antwort darauf wäre, die Überlagerung verschiedener Nutzungen wie Café, Manufaktur, Verkauf und sogar Wohnen auf einer Fläche zu vereinen. Oder Paraläden, die nur wenige Stunden in der Woche geöffnet sind und ansonsten anderen Nutzungen vorbehalten sind. Wie kann also ein attraktiver generationenübergreifender Nutzungsmix zwischen Wohnen, Büro, Handel, und Handwerk gelingen? Rasch wurde klar, dass Partizipation hier ein wesentlicher Faktor ist, denn nur wenn alle relevanten Stakeholder an einem Tisch sitzen und sich auf einen Aushandlungsprozess und neuen Ideen einlassen, können Nägel mit Köpfen gemacht werden. Dabei ging es auch um die Fragestellungen, wie mit gesetzlichen Planungsvorgaben, Finanzierung oder Quersubventionierungen umgegangen werden kann, um einen Nutzungsmix im Erdgeschoss möglich zu machen.

Auch sind die Erdgeschossflächen schon seit längerem nicht mehr die ertragreichsten Quadratmeter in der Stadt, so dass es gerade für Eigentümerinnen und Investoren zu bedenken gilt, dass jahrelanger Leerstand zwar abgeschrieben werden kann, aber auch zu einer Entwertung von Immobilien und dem Stadtbild führt. Eine Veränderung und Umnutzung von innen heraus kann also einen nachhaltigen Beitrag an eine lebenswerte Stadt leisten. Und nicht zuletzt hat jede Stadt und jedes Quartier seine eigene Melodie und seinen eigenen Rhythmus, den es zu berücksichtigen gilt.