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Ringier CEO Marc Walder kämpft um seinen Ruf

Es ist der Medienskandal schlechthin und dies nur wenige Wochen vor der Volksabstimmung zum Massnahmenpaket zugunsten der Medien vom 13. Februar 2022. Sollte es an der Urne zu einem NEIN kommen, so muss Marc Walder dies zu einem Grossteil mitverantworten. Denn seine Aussagen sind gemäss NZZ «eine journalistische Bankrotterklärung» und schaden der ganzen Branche.

Die Aussage von Ringier-Chef Marc Walder (56), er habe alle Redaktionen der zum Verlag gehörenden Medien zu Beginn der Corona-Pandemie darauf hingewiesen, die örtlichen Regierungen zu unterstützen, «um gut durch die Krise zu kommen», sorgt für Wirbel. Ein geheimes Video zeigt: Walder zwang alle Redaktionen der Ringier-Medien weltweit auf Regierungskurs.

Dr. Philipp Gut dazu in einer Kolumne: «Die Ringier-Medien, allen voran die Blick-Gruppe, sind rund um Corona das Megafon des Staates. Zwischen dem Ringier-Verlag und Gesundheitsminister Alain Berset scheint eine Standleitung zu bestehen. Auch in anderen Ländern, wo Ringier tätig ist, sucht man kritische Berichte vergebens. Doch jetzt kommt aus: Zumindest im Falle von Ringier werden die Redaktionen von oben gesteuert. Und das ist belegt: In einem im kleinen Kreis aufgenommenen Video spricht Marc Walder, CEO und Managing Partner der Ringier AG, das für unmöglich Gehaltene aus.»

Leserinnen und Leser fragen sich schon lange, woher die extreme Nähe der Ringier-Medien zum Staat und seiner Corona-Politik kommt. Jetzt zeigt ein Geheimvideo: Ringier-CEO Marc Walder hat den Redaktionen die Regierungstreue verordnet. (Screenshot Twitter)

Marc Walder kämpft um seinen Ruf

In einem Interview mit SRF reagierte der Chef der Ringier-Gruppe auf die Vorwürfe: «Unsere Haltung ist, dass wir Corona sehr ernst nehmen», so Walder. Ausserdem verteidigt er den «Blick». Dieser habe während der Pandemie immer wieder kritisch berichtet. Ausführlich hat sich Walder auch gegenüber der «NZZ» geäussert. Auch hier verteidigt er den Kurs seiner Zeitungen. «Unsere Publikationen setzen nicht auf billigen Empörungsjournalismus.» Vom Coronavirus ginge eine grosse Gefahr aus: «Corona ist nicht einfach eine Grippe», sagt Marc Walder der keine medizinische Ausbildung hat.

Noch steht Verlegerfamilie hinter dem CEO

Fakt ist: Wäre Walder CEO bei einer Grossbank wie UBS oder Credit Suisse, so wäre ein Rücktritt unumgänglich. Doch Verleger Michael Ringier steht derzeit noch hinter seinem Schützling: Marc Walder wisse selbst, dass seine Formulierungen während einer Managementkonferenz vor einem Jahr nicht zu den Sternstunden einer sonst unglaublich erfolgreichen Karriere gehöre, schreibt Ringier in einem Kommentar auf Blick.

«Aber eines kann ich als Verleger von über 100 Redaktionen in 18 Ländern und Tausenden Journalisten nicht einfach stehen lassen. Denn die Unterstellung, dass hier Journalismus nach Weisung betrieben wird, ist eine absolut böswillige Diffamierung der täglichen Arbeit von vielen kompetenten und äusserst seriös arbeitenden Journalistinnen und Journalisten im Hause Ringier.»

Doch wie lange steht Verlegerfamilie Ringier noch hinter Mit-Aktionär (10%) Marc Walder? Laut einer Quelle sollen wegen dem Video-Leak-Skandal bereits wichtige Anzeigenkunden grosse Bedenken zu Walders Verhalten geäussert haben. Da ist viel Geld im Spiel.

Gibt es wegen Walder ein Nein?

Am 13. Februar 2022 stimmt die Schweiz gleich über vier Vorlagen ab. Eine davon dreht sich um das neue Mediengesetz. Neu sollen auflagenstärkere Zeitungen von dieser Förderung profitieren können. Der Bund will dafür in Zukunft anstatt 30 neu 50 Millionen Franken aufwenden. Zudem soll es zukünftig für Früh- und Sonntagszustellungen ebenfalls Unterstützung geben. Hierfür sind jährlich weitere 40 Millionen Franken vorgesehen. Für Online-Portale sollen 30 Millionen Franken jährlich aufgewendet werden.

Zahlreiche Schweizer Medien haben die am Wochenende enthüllten Aussagen von Ringier-CEO Marc Walder thematisiert und kommentiert. Dabei reagierten sogar Journalisten von Verlagen, die vom neuen Mediengesetz profitieren würden, empört über Walders Haltung.