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Adieu Christbaum: Ohne Glitzerpracht in die Grünabfuhr der Stadt Luzern

Sechs bis zehn lange Jahre dauert die Aufzucht eines Christbaums. Kurze ein bis zwei Wochen steht er dann geschmückt in der guten Stube. Und danach? Um das ausgediente Tännlein nach dem Fest zu entsorgen, gilt es nur einen wichtigen Punkt zu beachten.

Ob Nordmann-, Rot-, Blau- oder Weisstannen – etwas haben sie alle gemeinsam: Bis aus einem Setzling ein veritabler Weihnachtsbaum wird, dauert es etliche Jahre. Christbaumkulturen sind arbeitsintensiv. Bis ein Baum in den Verkauf gelangen kann, steht ihm einiges bevor.

Jahrelange Hege

Mindestens in den ersten zwei Jahren muss der Standort des Tannenbäumchens regelmässig von jeglichem Gewächs befreit werden, das ihn sonst zu überwuchern droht. Durch eine Umzäunung sind die Bäume zwar meist vor dem Verbiss durch Wild geschützt, nicht aber vor gefrässigen Mäusen, die sich gerne am Wurzelwerk gütlich tun. Einseitig gewachsene Äste müssen mit Drähten sorgfältig ausgerichtet werden, um ein möglichst gleichmässiges Astwerk zu erhalten. Darüber hinaus sind die Tannenbäumchen während ihres gesamten Daseins allen erdenklichen Wetterkapriolen ausgesetzt. Nicht alle Bäume überstehen die zahlreichen Strapazen.

Weihnachtszeit – Erntezeit

Haben die übrig gebliebenen Tannen die geeignete Grösse erreicht, werden sie in Qualitätskategorien eingeteilt. In die unterste Kategorie fallen Bäume mit zwei Wipfeln und anderen Fehlbildungen. Von ihnen werden meist nur die Äste verkauft. Bäume von mittlerer Qualität sind asymmetrisch geformt, es fehlen Äste, oder die Breite der Bäume ist grösser als deren Höhe. Sie sind nur zu einem bescheidenen Preis verkäuflich.

Die verbliebenen Christbäume gehören zur ersten Qualitätskategorie: Sie sind harmonisch und aufrecht gewachsen; Astwerk, Benadelung und Farbe sind einwandfrei und gleichmässig. Nur mit solchen Erstklassbäumen lassen sich angemessene Preise erzielen. Sie sind das gebührende Entgelt für die Betreiberinnen und Betreiber der Christbaumkulturen und entschädigen sie für die jahrelangen Aufwendungen.

Nur abgeschmückt in die Grünabfuhr

Verglichen mit seiner langen Vorgeschichte ist die eigentliche Bestimmung eines Christbaums von ausserordentlich kurzer Dauer. Spätestens wenn die ersten Nadeln fallen ist die Zeit gekommen, um sich vom aufwendig geschmückten Baum zu trennen. In der Stadt Luzern können ausgediente Weihnachtsbäume der Grünabfuhr mitgegeben werden. Anders als die übrigen sperrigen Gartenabfälle müssen Christbäume weder zerkleinert noch zusammengebunden werden.

Am Abfuhrtag um 7 Uhr bereitgestellt, werden die dürren Nordmannstannen und die abgenadelten Fichten von der Grünabfuhr kostenlos entsorgt. Einzige Bedingung: Nur Bäume, die gänzlich abgeschmückt sind, können aufgeladen werden. Fremdstoffe wie Kugeln, Kerzenhalter, Engelshaar und Lametta haben im Grüngut nichts verloren. Erst wenn die Christbäume wieder so naturbelassen aussehen wie beim Kauf, nimmt sie die Grünabfuhr mit. Oder vielleicht lässt sich – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – gar vermeiden, dass der Christbaum ins Grüngut entsorgt wird: An mehreren Orten lassen sich Weihnachtsbäume in Töpfen mieten. Sie können Ihren Baum nach den Festtagen zurückbringen oder er wird gar abgeholt. So erlebt er mehr als eine Weihnacht.

Vom Christbaum zum Häckselgut

Alle Christbäume aus der Stadt Luzern werden in das Kompostierwerk der Weiherhus-Kompost AG in Blatten transportiert. Dort werden sie gehäckselt und separat gelagert. Mit feuchten Grünabfällen vermischt, sorgt das strukturreiche Häckselgut bis weit ins neue Jahr hinein für eine gute Sauerstoffversorgung bei den Kompostiervorgängen. Dabei entstehen Qualitätskomposte, die mit dem Bio-Knospe-Label ausgezeichnet sind.

Das ist nur mit einwandfreien Grünabfällen möglich, denn Fremdstoffe im Grüngut belasten den Kompost, können seine Qualität beeinträchtigen. Der Kreislauf schliesst sich: Mithilfe der abgenadelten Christbäume wird neue, fruchtbare Komposterde hergestellt. Diese schafft die Lebensgrundlage für neue Pflanzen, vielleicht sogar für eine neue Christbaumgeneration.